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RAPHAEL ADJETEY ADJEI MAYNE
I WANT TO BE LIKE YOU WHEN I GROW UP

09.09.2022 - 28.10.2022

Raphael Adjetey Adjei Mayne wurde 1983 in Accra, Ghana (Westafrika) geboren, wo er bereits in seiner Kindheit die Leidenschaft für das Malen entdeckte. In seinen vielschichtigen Mixed Media-Werken verbindet der heute in Deutschland lebende Künstler farbintensiven Porträtmalerei mit der reichen Symbolwelt der ghanaischen Adinkra, welche die Bezeichnung für die in der Elfenbeinküste und in Ghana verwendeten Symbolsprache ist: Oft auch als wax prints bezeichnet, werden dabei Baumwollstoffe in einem speziellen Verfahren mit Mustern oder Symbolen bedruckt. Die elaborierten Motive verweisen – allein oder in Kombination –auf verschiedene Eigenschaften und Merkmale. Aber auch tieferliegende Wahrheiten und Aphorismen können in der Adinkra ausgedrückt werden, denn in ihr liegt ein philosophischer Anspruch. So steht das Herz (akoma) für Geduld und Toleranz, der Farn (aya) für Ausdauer und Einfallsreichtum; zwei durch einen Kreis verbundene Pfeile (boa me na me mmoa wo, „Hilf mir und lass mich Dir helfen“) stehen gleichsam für Zusammenarbeit und Interdependenz.

 

In ihrer kulturellen Bedeutung erstreckt sich die Adinkra als Kontinuum bis in die gegenwärtige Bilderwelt und Lebensrealität Ghanas, mit kleinen regionalen Unterschieden. Von Wandsymbolen auf Gebäuden über Kleidung bis hin zu Firmenlogos sind Adinkra-Symbole über Jahrhunderte zum festen Bestandteil des ghanaischen Alltags geworden.

 

Maynes ganz persönlicher Bezug zu den bunt bedruckten Stoffen festigte sich seiner Kindheit. Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihre eigenen Kleider aus wax print- Stoffen schneiderte und aus übrigem Stoff oftmals ein passendes Kleidungsstück für eines der Kinder fertigte.

Entweder tragen die Figuren in seinen Arbeiten selbst Adinkra-Stoffe oder die Textilien bilden einen farbintensiven Hintergrund, einen zeitlosen Boden für seine Motive. Raphael Adjetey Adjei Mayne kombiniert in seinen Porträts somit nicht nur Malerei und Textil, sondern verwebt auch persönliche Erfahrungen, Prägungen und Begegnungen aus seinem Leben mit den Werken. Dabei entstehen intuitive Stimmungsbilder, voller privater und politischer Momente, die zugleich aus Geschichte und Gegenwart schöpfen. 

 

Auf Basis von digitalen Fotografien arbeitet Mayne seine Figurationen aus und zeichnet akribisch vor, erfasst dabei alle Details – besonders die Kleidung der Porträtierten. In seiner fortlaufenden Faceless-Serie verzichtet er jedoch auf eine detaillierte Wiedergabe von Gesichtern. Dies tut Mayne nicht um die Menschen zu anonymisieren, vielmehr ist es ihm ein Anliegen den Fokus der Betrachtenden auf Körpersprache und Pose zu richten. Während der Künstler die Porträts damit reduziert und sie auf eine flache, beinahe stilisierende Ebene bringt, sucht er ganz bewusst einen Denkvorgang bei den Betrachtenden anzuregen – Projektion anstelle von Exposition. Wer ist die Person vor mir? Ist sie glücklich, ernst, überrascht, neugierig? Kann man sich in das Gegenüber hineinversetzen? Mit dieser Herangehensweise geht er seinen Bildern, das heißt den Gesichtern und Individuen dahinter, nach anstelle sie nur zu reproduzieren – sie aufzuführen. 

 

Man soll über die Portraitierten nachdenken: „Not just look at them but look into them”, erklärt Mayne.

 

Eine wichtige Erkenntnis über das Auflösen von Gesichtern ist das Potential etwas zum Vorschein zu bringen, das sich erst auf den zweiten Blick offenbart: Was macht diesen Menschen zum Individuum, was macht diesen Menschen aus? Die Körper auf den Leinwänden des Künstlers wirken entspannt und vertraut miteinander. Umstandslos und zentral begegnen sie uns im Raum, gesichtslos; ungestört von unserem Blick. Es ist keine Gegenüberstellung, sondern ein Kennenlernen.

 

Die Genese von Maynes Werken beginnt aber bereits im direkten Kontakt und in den Gesprächen mit den Menschen. Er trifft sie in der Nachbarschaft, auf der Straße, oder malt auch Familienmitglieder. Besonders der Austausch mit Kindern liegt ihm sehr am Herzen, für die er sich in seiner Heimat mit der Afutumix Foundation engagiert. „Ich will so sein wie Du, wenn ich groß bin“ sagen die Kinder dann oft zu ihm. 

 

Unmissverständlich offenbaren sich viele Porträts jedoch auch als politischer Kommentar, besonders in Bezug auf Rassismus. Green Gloves (Self Portrait) (2021) ist ein Selbstporträt des Künstlers mit Boxhandschuhen, aber auch bekannte Persönlichkeiten, wie die US-amerikanischen Außenministerin, Kamala Harris (2021) und die junge Lyrikerin, Schriftstellerin und Aktivistin Amanda Gorman (2021) sind unter den Porträtierten. Versöhnliche Töne schlägt Mayne jedoch an, indem er die afrikanischen Prints mit westlichen Mustern vereint. So tragen manche Figuren eine afrikanische Hose, kombiniert mit einem typisch westlichen Oberteil – zwei unterschiedliche Bildtraditionen, zwei sozio-kulturelle Stoffe, die der Künstler buchstäblich miteinander fusioniert. 

 

Raphael Adjetey Adjei Mayne studierte Malerei am Ghanatta College of Arts and Design, das er gemeinsam mit Amoako Boafo, einem der international gefragtesten Künstler der Zeit, besuchte. Seine Werke werden auf internationalen Kunstmessen ausgestellt, darunter AKAA Paris, Investec Cape Town Art Fair, 1-54 African Art Fair New York, Art On Paper New York und Sydney Contemporary. Einige seiner Werke sind im Besitz und den MuCEM Collections, in Marseille, und der Harvard University, Boston.

 

 

RAPHAEL ADJETEY ADJEY MAYNE - I WANT TO BE LIKE YOU WHEN I GROW UP

9. September - 28. Oktober 2022

 

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