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ANDREANA DOBREVA
CANCELLED THE BIRDS AND KEPT THE WAVES

01.12.2023 - 31.12.2023

HELDENREIZER Contemporary freut sich, mit der Ausstellung Cancelled the birds and kept the waves die neuen Arbeiten der Londoner Künstlerin Andreana Dobreva zu präsentieren. Neben einem großformatigen Ölgemälde zeigt die Künstlerin erstmals eine Serie von Gemälden in Aluminium. Nach der ersten Gruppenausstellung im Jahr 2018 ist diese Show die dritte Einzelausstellung der Künstlerin bei HELDENREIZER Contemporary. 

 

Mit ihren eruptiven Gemälden, in denen sie verschiedene Gattungen der Malerei und kunsthistorische Stile miteinander verwebt und ein geheimnisvolles Netz aus teils politisch, teils religiös, teils psychologisch aufgeladenen Bezügen spannt, erlangte die in London lebende Künstlerin Andreana Dobreva internationale Anerkennung. Ihre Kunst erforscht kühn Materialität und Prozess als Träger von Bedeutung, mit lavastromartigen und rotierenden Formen, die Dynamik und Energie hervorrufen und zwischen Darstellung und Abstraktion alternieren.

 

Dobreva setzt sich in ihrer Kunst auf scharfsinnige Weise mit der für unsere Gegenwart sinnfälligen, hoch toxischen Liaison von Identität und Ideologie auseinander, indem sie das darin angelegte und in kunsthistorischen Sujets tradierte ästhetische Repertoire an Gesten, Symbolen und körperlichen bzw. geschlechtlichen Idealen hinterfragt. Körperlichkeit, Inkarnat und die stark viszerale Wirkung ihrer Gesten sind charakteristisch für ihre Gemälde, in denen sich nahezu ausnahmslos Körper im Kampf winden, in Lust und Ekstase aufbäumen oder sich dem Bildereignis ergebend in Lethargie verfallen. Ihre präzis choreografierten Kompositionen und die extreme malerische Wirkung, hervorgerufen durch den pastosen Farbauftrag und flüssigen Pinselduktus, erinnern an die Sinnlichkeit des italienischen Barocks genauso wie an den metaphysisch aufgeladenen Gestus der abstrakt expressionistischen Malerei der New York School. 

 

Im monumentalen Diptychon See, I could call the beloved. But she would not come alone (2023) kombiniert die Künstlerin in einer biblisch anmutenden Szenerie archetypische Motive aus dem Kanon der Kunstgeschichte mit alltäglichen Motiven aus der Populär- und Konsumkultur. Im Zentrum steht der sexualisierte, weibliche Körper, um den herum sich alle „Geschichten und Mythen“ von Macht, Misogynie, Umweltzerstörung und Flüchtlingselend zu organisieren scheinen. Eine nicht näher greifbare Omnipräsenz des Unkontrollierbaren bestimmt das Bildgeschehen – beherrscht und verbunden allein durch die energetische Materialität der Farbe. Im Mittelpunkt stehen nicht die ikonografisch angedeuteten Sujets, nicht die vermeintlich dargestellten Geschichten und Mythen, sondern die fortwährende Transformation als Wesenszug unserer eigenen Existenz und allen menschlichen Daseins. Dobreva bringt dies in ihrer fleischigen, transzendierenden, alles verschlingenden Formensprache zum Ausdruck, wie sie selbst erläutert „[…]the figurative becomes distorted and dissolves. Everything in my paintings exists in this space of constant transformation.” 

 

Der im Besonderen durch geschlechterspezifische Affekte geprägte Mythos von Venus und Adonis manifestiert sich in Dobrevas Gemälde And so I hold back, and swallow down the yearning (2023). In einem fertilen Kokon aus reifen Früchten und abundanten Farbkaskaden ist eine Szene mit zwei nackten Figuren zu erkennen. Eine starke, athletisch gebaute Figur macht sich daran, dem Kokon zu entsteigen, während sie sich in ihrem Ansinnen einer zierlichen, schwach anmutenden und weiblich proportionierten Rückenfigur entreißt. Die Unabwendbarkeit des im Mythos beschriebenen Schicksals von Adonis scheint allgegenwärtig und spiegelt sich zudem im Himmel der Szenerie: die dunkle Nacht wird von den morgendlichen Sonnenstrahlen verdrängt, während die kreisenden Vögel lassen das Geschehen unter schlechten Auspizien erscheinen lassen. Auf subtile Weise setzt sich Dobreva in dieser Arbeit mit der Machtdynamik auseinander, die mit den tradierten Lesarten kunsthistorischer Themen und den damit verbundenen Hierarchien einhergeht, indem sie insbesondere die normativen Vorstellungen von Weiblichkeit, Männlichkeit und Geschlecht hinterfragt, die fest in der ästhetischen Sprache von Farbe und Form verankert sind. Was zunächst so eindeutig erscheint, bleibt bei genauerer Betrachtung tatsächlich uneindeutig. Denn weder sind bei den Dargestellten Kopf und Gesicht, die einen ersten Hinweis auf das Geschlecht geben könnten, zu erkennen, noch primäre oder sekundäre Geschlechtsmerkmale. 

 

Andreana Dobreva (*1982 Siven, Bulgarien) studierte zunächst Ikonenmalerei am Art Gymnasium in Siven. Ab 2008 absolvierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ein Studium der Psychologie und Pädagogik zu absolvieren. Im Anschluss studierte sie Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München bei Anke Doberauer und Florian Pumhösl, wo sie ihre charakteristische Formensprache entwickelte. 2019 schloss sie ihr Studium mit dem Diplom ab. Ihre Werke werden in Europa und Nordamerika sowie auf internationalen Kunstmessen, darunter FRIEZE MASTERS London, TEFAF  Maastricht, Paris Print Fair  Paris und IFPDA New York ausgestellt.

Ausstellung

1. Dezember 2023 - 31. Dezember 2023

Türkenstr. 32, 80333 München

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