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HELDENREIZER Contemporary

Jennifer López Ayala

Umgeben von unzähligen monochrom gefassten Eierschalen gleitet unser Blick über Jennifer López Ayalas mathematisch-lineare Installationen, die sich aus der Zweidimensionalität heraus entwickeln, sich dabei über Böden und Wandobjekte erstrecken und einen realen Bildraum anstreben. Von lokal zu monumental entwickeln sich ihre Werke, die bis zu 100.000 einzelne Bruchstücke zählen. Anstatt jedoch das Auge durch Vielzahl zu überwältigen, lassen die geometrisch arrangierten Schalenhälften, ein Gefühl von Unendlichkeit entstehen. 

 

Bildraum - Raumbild - auf der Suche nach neuen Handlungsräumen

 

Als Jennifer López Ayala in ihrem Atelier beobachtete, wie das Sonnenlicht die Überbleibsel ihrer traditionell hergestellten Eitempera (Pigment, Leinöl und Eigelb) erfasste, sich sanft darin brach und spiegelte, erkannte die Künstlerin das erweiterte Potential der Schale als künstlerisches Medium. Sie begann die Schalen sukzessive als Werkstoff einzusetzen und sie wie Pixel oder Farbpunkte eines pointillistischen, eines impressionistischen Gemäldes im Raum zu verwenden. Dabei verbindet López Ayala die Schalen zu netzartigen Strukturen, die zwischen geometrischer Weisung und Flimmern changieren.

 

Angetrieben von einem grundsätzlichen Interesse am spezifischen Raum, setzt López Ayala die sensible, raue Oberfläche des Eis einer strengen geometrischen Ordnung entgegen. Vor dem Hintergrund einer Welt der Vermessung – und letztlich auch der Vermessenheit – legt López Ayala in ihren Werken das grafische, malerische und bildhauerische Potenzial der Eierschale frei. So entstehen immer wieder malerische Eindrücke.

 

Zudem wirft die Künstlerin einen Blick auf die physischen Möglichkeiten und Limitationen von Räumen. Das bedeutet für sie vor allem: aufbrechen, aufdecken, umstrukturieren. Ausgehend von Grundform, Farbe, Licht und Stimmung eines Raumes arbeitet López Ayala unentwegt daran, vorhandene Raumstrukturen freizulegen, um räumliche Grenzen und vorgegebene Bewegungsspektren herauszufordern. 

 

Vor allem aber erforscht die Künstlerin den Raum als soziologischen, historischen, psychologischen und physischen Handlungsraum: als Speicher- und Erinnerungsort. So, wie der menschliche Körper ein Ort von Verletzung und Traum sein kann – seelisch sowie körperlich – sieht López Ayala auch den verletzten Raum als Ort der Erinnerung an Schmerz, aber auch als Chance auf einen Heilungsprozess. Als kollektives Mahnmal wird der zerbrochene Eierkörper in den Memorials zur Versinnbildlichung seelischer und physischer Verwundbarkeit und konfrontiert uns mit Fragen von Trauma, Verletzlichkeit und Trauer, die in jedem Raum und gleichsam in jedem Körper unterschiedlich verortet sind, manchmal tief begraben. 

 

Die erweiterten Handlungsräume bilden schließlich ein Moment des Innehaltens, des sukzessiven Erinnerns und Heilens. Aus der Erfahrung des verletzten Raumes gibt die Künstlerin einen visuellen Impuls zur Selbstheilung.

 

Mit nahezu kompromissloser Linienführung lässt López Ayala ihre Installationen auf die persönliche Sphäre der Betrachtenden treffen, die sich im Raum immer wieder neu positionieren müssen. In der direkten Gegenüberstellung ruft die kaputte Eierschale dabei unterschiedlichste Reaktionen hervor: vom Impuls zur absoluten Zerstörung, bis zur liebevollen Streicheleinheit – das gebrochene Ei ist eine emotionale Implosion.

 

Letztlich begegnen wir in den Installationen kontemplativen Orten, die sich abwechselnd verdichten und wieder lichten. „Kein Raum ist absolut“, sagt López Ayala über ihren Umgang mit den Räumen, die sie mit ihren Installationen einem transformativen Prozess unterzieht. Mit jeder Installation lässt sie ein Stück zurück und schafft Platz für die nächste Auseinandersetzung, denn „ich bin ein Haus mit vielen Räumen“.

Vita
  • Geb. 1981 in Düsseldorf

  • lebt und arbeitet in Neuss

  • 2015 Diplom Freie Kunst, Kunstakademie Düsseldorf, bei Prof. Katharina Grosse

  • 2014 Meisterschülerin von Prof. Katharina Grosse

  • Stipendium des Begabtenförderwerkes Cusanuswerk

  • 2007-2015 Studium der Freien Künste bei Helmut Federle und Katharina Grosse

Sammlungen (Auswahl)
  • HSBC Trinkaus, Düsseldorf

  • PwC, Düsseldorf

  • National-Bank AG, Essen

  • von Rundstedt, Düsseldorf

  • WGZ Bank, Düsseldorf

  • Städtische Kunstsammlung Neuss

 

Auszeichnungen (Auswahl)
  • 2021 ZERO Foundation »Terzett« Jury Selection

  • 2019 Winner PwC 10 Years Follow Up Best of the Best Award

  • 2018 Shortlist FBZ-Kunstpreis

  • 2017 Winner Kunstball Award, Nominee Edward

    • Steichen Award Luxembourg

  • 2016  Shortlist Aesthetica Art Prize

  • 2015  Winner Kunstförderpreis der Stadt Neuss

    • Winner PwC Follow Up Art Award

    • Winner PwC Follow Up Audience Award

    • Nominee Setareh Future Masters Art Award

    • Nominee Förderpreis Junge Positionen NRW

  • 2014      Nominee Blooom Award

    • Nominee von Rundstedt Kunstförderpreis

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